Tinkerbell

15.09.12

Tod, für diese Welt

Längst gestorben. Längst verkackt.
Das Leben geht einfach weiter, ob man will, oder nicht. Ich muss aufstehen, muss in die Schule gehen , auch wenn ich weiß, was mich dort erwartet. Kämpfe mit dem trocknen und kaputten Hals, der mich am sprechen, schlucken und singen hält. Versuche den Schmerz im Unterleib zu ignorieren, der sich anfühlt, als würde ich ein Kind bekommen. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich denken, ich wäre im ersten oder zweiten Monat, so dickelich bin ich schon. Aber, nein. Ich hab seit zwei Jahren 'nen Jungen nicht mal mehr angefasst und für eine Zweite Maria, bin ich dann doch zu unreligiös.
Schwanke langsam in die Küche und treffe auf meine Mutter, die mich ganz begeistert zu redet mit irgendetwas, wovon ich sowieso keine Ahnung habe. Ich beschäftigte mich nur mit Kaffee und Kakao. Was nehme ich? Kakao? Ist mir zu süß. Kaffee? Davon bleib ich zu lange wach, bin in wenigen Minuten total aufgedreht und die schmerzen werden schlimmer werden, als sie es jetzt schon sind. Hm. Wasser? Nein, viel zu geschmacksarm. Hohes C? Übersäuer ich zu schnell. Gut. Dann trinke ich eben gar nichts. 
Greife wahllos in die Süßigkeitenschüssel und finde mich komischerweise in Marizpan wieder. Schmeiße ihn entsetzt wieder zurück und versuche, in die fast zu kleinen Sneakers zu tun. Nehme ich eben kein Essen mit. Halb so schlimm. 
Mum fragt, ob alles okay ist und ich sage ja. Ich sage nur ja, weil ich Ja sagen muss. Weil man mir eingeprägt hat, dass Schule wichtig ist. Weil ich es mir beweisen will, dass ich auch etwas kann. 
Schule...
Praktikum schießt es mir in den Kopf. Ich werde sowieso keines bekommen. Die Grafikdesignerin in der Nähe nimmt keine, der in Köln wollte mich nicht, WDR/1Live hat keinen Platz mehr und das Ton-Studio antwortet seit letztens Montag nicht. Ich fühle mich verarscht von meinem Leben und sehe mich schon im Rewe, Tomatensuppe einräumen, in meiner Alten Kita, mittlerweile Kleinkinderhinter putzen oder in der AOK, Papierstapel mit ein und dem Selben Stemple versehen. 
Ich renne ins Zimmer, schaue in den Spiegel und weine auf's Neue. Ich kann mich selbst nicht mehr ertragen. Die schneeweiße, viel zu blasse Haut, die leeren Augen und die blutigen, zerbissenen Lippen. Ich rege mich auf, haue auf das Ratternregal neben meinem Spiegel, schmeiße alles runter, zereiße alles was mir in die Finger kommt. Kleine Haargummis, Schleifen, Haarbänder. Alles. 
Betrachte meine Nägel. Schief, krumm, viel zu kurz und nach meiner Attacke nun auch noch eingerissen. Mir ist klar, dass mich kein Kerl will. Mir ist klar, warum seit 2, 3 Jahren Jungs einfach nicht mehr mit mir wollen. Nicht mit mir reden, gar nichts mit mir machen. Ich würde nicht mal als außenstehendes Mädchen mit mir selbst was machen.

In der Schule, höre mir die Probleme meiner besten Freundin an. Sie fühlt sich im Stich gelassen, verlassen und verarscht. Hat eine schlechte Beziehung zu ihren Eltern und kann nach der Schule nicht mal mit mir quatschen, da ihr Internet dauernd hängt. 
Ich weiß, was sie jetzt denkt. Das ist Melissa, meine Freundin, sie kümmert sich um das Problem, weil sie sich immer um meine Probleme kümmert. Stimmt. Ich bin Psychologe meiner Freundinnen und meiner Familie. 
Was, wenn meine Eltern streit haben? Mein Vater kommt zu mir. 
Was, wenn mein Bruder meine kleine Schwester wieder nervt? Sie rennt in mein Zimmer und heult sich bei mir aus. 
Was, wenn mein Bruder sich alleine fühlt? Er kommt zu mir und will wieder mit mir spielen.
Also, selbst wenn ich eine Lösung meiner Probleme finden würde, hätte ich gar keine Zeit dafür, ich kümmer mich nur um die Problemer anderer. 

Ab zum Psycho, bei dem ich sowieso wieder nur anfange zu heulen. Sage ihm, was mich bedrückt. Fühl mich zu fett, schwör ich will Sport treiben, tue es dann aber doch nicht. Sitze den ganzen Tag auf meinem Arsch und kaue auf Weißbrot und Schokolade herum. Der Arsch wird fetter, die Beine immer dicker, der Bauch ist schon lange nicht mehr Flach. Dafür meine Arme immer dünner, meine Finger immer knochiger und mein Gesicht immer schmaler. 
Beschwere mich, dass es zwischen mir und meiner Besten Freundin schon lange nicht mehr so ist, wie es sein sollte. Reden nicht mehr so viel, Lachen nicht mehr so viel. Weil wir erwachsen werden? Weil wir uns auseinander leben? 
Nein, wir sind einfach nur Tod, für diese Welt. 
Ehrenplatz neben Daddy
 

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